Aus der Sicht von Shari:

 

 

"Es ist gebrochen." Als Toph das sagte, lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Ich hatte vorher noch nie an einem Turnier teilgenommen, aber dass so etwas geschehen kann, hätte ich nicht gedacht. Der Junge wurde mit einer Trage aus dem Graben gehievt, sodass das nächste Achtelfinale stattfinden konnte. Ich versuchte mich wieder zu konzentrieren und erschrak sogar etwas, als mein Kampfname fiel.

"Wir haben hier zum ersten Sokkas Beschützer", der Kampfrichter hielt einen Zettel hoch. Okay, bloß nicht Panik schieben, du wirst dir sicherlich kein Bein brechen. Ich begab mich zur Plattform und wartete darauf, dass mein Gegner ernannt wurde. Der Typ mit den viel zu großen Muskeln ließ seine Steintreppe durch die Gegend gleiten, um sich einen Zuschauer herauszupicken. "Schöne Frau, bitte ziehen Sie doch!" Mein Blick folgte seiner Stimme und ich musste mir ein Lachen verkneifen, als er direkt vor Katara zum Stehen kam und sie bat, meinen Kontrahenten zu wählen. Nervös streckte sie ihre Hand aus und gab dem Kampfrichter den Zettel in ihrer Hand. "Und Sokkas Beschützer wird gegen... nicht schon wieder. Gegen das tanzelnde Weichei antreten." Ich musste kurz überlegen. War das nicht Sokka?

Genau in dieser Sekunde landete dieser im hohen Bogen auf der Plattform. Toph musste ihn wohl wieder zwingen. "Wir beide also", grinste ich ihn an. Er sah genervt aus, war er immer noch sauer, dass ich ihn gerettet hatte? Ziemlich nachtragend der Kerl. 

Er zückte sein Schwert und machte sich kampfbereit. "Jetzt werde ich dir zeigen, dass ich keinen Retter brauche!" brüllte er hysterisch und versuchte sich damit wohl selbst aufzubauen. Komm schon, Junge, du weißt nicht, mit wem du es zu tun hast. Fast hätte ich das laut gesagt, das käme nicht so gut. Ich beließ es bei einem Lächeln und begab mich ebenfalls in eine Kampfposition. Gegen den würde ich mir sicherlich kein Bein brechen.

Der Gong ertönte und er lief im raschen Tempo auf mich zu. Sollte ich ein wenig mit ihm spielen?

Mit einem lauten Schrei versuchte er mich mit der Klinge zu treffen, doch ich konnte rechtzeitig ausweichen. Huch, er ist ja ziemlich schnell. 

Seinen Nachschlag aus der Drehung heraus konnte ich mit meinen Dolchen parieren. Scheint so, als würde er ernst machen, hm? Nun war ich an der Reihe meinen Angriff zu setzen und versuchte ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem ich mit einem Dolch in Richtung Kopf stach. Er wich geschickt aus. Kaum zu glauben, dass diese Heulsuse wirklich etwas drauf hatte.

Den nächsten Angriffen seinerseits musste ich durchweg ausweichen, ich hatte keine Chance selbst einen Treffer zu landen. Einmal kam er meinem Arm sogar gefährlich nahe. Ich musste ihn irgendwie ablenken. "Hey Sokka!" rief ich aus, während ich vom Aufprall des letzten Schwerthiebes zurückgestoßen wurde, "ist das alles, was du drauf hast?" Ich lachte vergnügt, da sein Gesichtsausdruck mir verriet, dass er ziemlich wütend war. Und unachtsam wurde. Brüllend kam er auf mich zugerannt, verfehlte aber meinen Körper, sodass ich die Chance hatte ihn mit meinem Fuß zu Boden zu treten. Ich hörte Toph von Weitem "Mach ihn fertig!" rufen, was mich erneut zum Grinsen brachte und ihn zur Weißglut. "Auf wessen Seite bist du eigentlich!?" schrie er in ihre Richtung. Perfekt!

Ich nutzte den Moment der Unachtsamkeit und versuchte ihn mit einem Dolchstoß an den Rand des Feldes zu befördern. Doch gerade als ich ihn fast berührte, wich er aus und drehte den Spieß um. Ich konnte fast nicht mehr rechtzeitig stoppen und wankte über dem Rand der Plattform. Kaum hatte ich mein Gleichgewicht wiedergefunden, hörte ich einen brüllenden Sokka, der von hinten auf mich zukam. Hab ich dich! Kurz bevor er mich erreichte, trat ich einen Schritt zur Seite. Er lief geradewegs in den Graben.

"Tja, wieder einmal sieht es so aus, als wäre ich dir überlegen, Sokka!" rief ich ihm hinterher. Trotzdem musste ich sichergehen, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hatte und schaute hinterher. Er kniete auf dem Boden des Grabens und man konnte ihn fluchen hören. Mein Sieg wurde durch die Lautsprecheransage bestätigt und ich begab mich zurück zur Tribüne. Lachend wurde ich von Toph in Empfang genommen, die mich mit einem Highfive begrüßte. Irgendwie tat er mir ja doch leid. Ich sah noch, wie er kurz darauf neben Katara Platz nahm, die ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte.

Die anderen Kämpfe waren schnell vorüber, sodass unser Team nur eine Person verloren hatte in dieser Runde. Der letzte Kampf wurde vom goldenen Falken gegen einen Luftbändiger ausgetragen. Ich wusste nicht so recht, was ich von ihm halten sollte, da er unglaublich ruhig war. Außerdem störte es mich, dass er Toph die ganze Zeit anstarrte. Der hatte doch etwas im Schilde.

Der Gong schallte durch die Halle und läutete den Beginn des letzten Achtelfinales ein. Der goldene Falke begann sofort damit, eine riesige Felsenwand zu errichten, um sich von den Windstößen des anderen zu schützen. Allgemein basierte sein Kampfstil eher auf Verteidigung als auf Angriff. Der Luftbändiger musste näher an ihn heran, um ernsthaften Schaden ausrichten zu können und genau dann wurde es auch gefährlich für ihn. Kaum war der flinke Junge über die Barriere hinüber gehüpft, begrüßte ihn ein Felsbrocken und stieß ihn zu Boden. Ein weiterer Stein schob ihn dann schließlich von der Platte. Man konnte den harten Aufprall bis zur Tribüne spüren. Der Sieger drehte sich um und schaute hoch zu uns. Eine lautlose Warnung. Doch sein Blick galt einzig und allein Toph, das konnte man wetten. "Er soll gewarnt sein, wenn er mich weiterhin anstarrt, zermalme ich ihn, wenn wir aufeinandertreffen", murmelte sie und biss patzig in ihr Sandwich. Manchmal machte sie mir doch ein wenig Angst.

Neben mir seufzte Aang laut auf, er ärgerte sich darüber, dass fast alle Luftbändiger bereits aus dem Turnier ausgeschieden sind. Ständig versuchte er sich mit ihnen zu unterhalten, doch die meisten blockten ab. Konzentration war bei solch einer Veranstaltung eben sehr wichtig, Aang. 

Nachdem die Arena gesäubert wurde und das Feld wieder betretbar war, ernannte der Kampfrichter die Konstellation für die Viertelfinale.

 

Hupfdohle gegen Wasserlilie

Das brennende Wollknäuel gegen Sokkas Beschützer

Der goldene Falke gegen den großen Drachen

Der blinde Bandit gegen den Tornado

 

Mir blieb die Spucke im Halse stecken, als ich hörte, dass ich gegen Zuko antreten musste. Das war das Schlimmste, was ich mir hätte ausmalen können. Ich musste verdammt vorsichtig sein, das war immerhin der Feuerlord. Meine Augen schielten zu ihm hinüber, der mit verschränkten Armen vor der Brust stumm da saß. Ich bekam eine Gänsehaut bei diesem Anblick und musste unweigerlich schlucken. Scheiße.