Zuko wurde von seinen Freunden zu ihrer Unterkunft gebracht und konnte sich dort ausruhen, nachdem er tagelang durch die Welt gereist war, um dem Team Avatar zur Seite zu stehen. Währenddessen gingen Katara und Sokka abwechselnd auf Streife. Dadurch, dass sie die Gruppe um den Falken nach ihrer Flucht aus den Augen verloren hatten, war es umso schwerer ihnen auf die Schliche zu kommen. Sicherlich hatten sie Aang irgendwohin verschleppt und er wurde nach Informationen ausgequetscht oder noch schlimmer: gefoltert.

 

Die Tage vergingen einer nach dem anderen und so war bereits eine Woche vergangen, in der nicht der Hauch einer Spur zu Aangs Aufenthalt in Sicht war. Zuko, der schon am dritten Tag mit auf die alltäglichen Touren von Katara und Sokka ging, konnte sich auch nicht ausmalen, wo die Gruppe sich hätte niederlassen können, ohne entdeckt zu werden. Es wurde zudem immer unwahrscheinlicher, irgendwelche Hinweise zu finden, da der Avatar schon bis an den Rande der Erdnation hätte verfrachtet sein können. Die Lage war äußerst angespannt. 

 

Umso freudiger war der Fund, den Toph vor dem Haus gemacht hatte, als die anderen drei durch die Straßen schlichen. Stolz präsentierte sie ihre Beute, als der Rest am Abend heim kam. "Sag schon, wer bist du?" grummelte sie und schlug dem wimmernden Jungen auf den Kopf. Misstrauisch beäugte Sokka sein Aussehen. Er trug zwar keine Maske, wie die Anführer des Goldenen Efeus, aber seine Kleidung war dafür mehr aus aussagekräftig. Ein Wappen mit einem Delfin darauf schmückte seine Schulter. Er musste ein Untergebener des Wasserbändigers sein. Raiden war sein Name.

 

"B-bitte lasst mich leben, ich habe nie etwas getan, was zu vergelten wäre", murmelte der Junge schreckhaft, als er ein metallisches Glänzen aus Kataras Hand wahrnahm. Nach einigen Sekunden realisierte er, dass es nur Eis auf ihren Handflächen war und beruhigte sich sofort. Dann spuckte er tatsächlich aus, wer er war und was sein Auftrag war.

 

"Der Goldene Efeu will den Erdkönig stürzen."

 

Unbeeindruckt wirbelte Sokka seine Hand umher, um ihn damit zu deuten, dass er weiterreden sollte. "Das soll Morgen geschehen. Der Delfin sagte uns, dass sie den Avatar gefangen genommen hätten und damit ihr Plan schon fast startklar wäre. Sie warteten nur noch auf eine günstige Gelegenheit. Und die ist Morgen, wenn der Erdkönig seinen Geburtstag feiert."

 

Diese Information schien neu. Toph schlug ihm noch einmal auf den Kopf und stellte ihm eine weitere Frage: "Erzähl mir etwas zu den Anführern. Was sind ihre Stärken und Schwächen?" Der Junge, der aufgrund dieses Verhöres sichtlich stark schwitzte, kooperierte jedoch ohne Widerrede. "Sie-sie haben keine Schwächen! Der Falke ist der Kopf der Organisation, jeder ist ihm unterstellt, auch die anderen Anführer." Er holte kurz Luft, um eine Denkpause einzulegen.

 

"Dann gibt es den Kolibri. Sie ist unglaublich wortgewandt und wird meist als Handelspartner oder Kontaktperson eingesetzt. Außerdem hat sie anscheinend keine Bändigerfähigkeiten, zumindest hat sie niemals welche eingesetzt. Trotzdem ist sie in einer hohen Position, was sie wohl zu einem ziemlich starken und schlecht einschätzbaren Gegner macht." 

 

"Hast du das?" rief Zuko und starrte hinüber zu Sokka, der sich eilig Notizen machte und eifrig nickte. Das war das Zeichen, dass der Typ weiterreden durfte. "Ich bin dem Delfin unterstellt. Er gilt in der gesamten Organisation als der wohl Stärkste. Seine Wasserbändigerfähigkeiten sind unglaublich und zusätzlich dazu hat eine wahnsinnige Kraft in seinen Armen. Er streitet sich aber oft mit dem Fuchs und-"

 

"Halt mal!" Sokka sah von dem Pergament auf und ging das Gesagte noch einmal innerlich durch. Dann zählte er irgendetwas an seinen Fingern ab und begann seine Stirn beim vierten Finger zu runzeln. "Wer ist der Fuchs?"

 

Katara und Toph nickten, sie waren nur drei Bossen begegnet. Es schien aber noch einen vierten zu geben. Zuko hob erwartungsvoll seine Augenbraue und befahl damit den Soldaten auf die Frage zu antworten. Als seinen Blick auf Zukos Narbe legte, zuckte er zusammen und fuhr fort. "Über den Fuchs ist kaum etwas bekannt. Wisst ihr, ich bin meistens nur mit dem Delfin unterwegs. Ich weiß nur, dass der Fuchs wohl der Stratege der Gruppe ist und oft mit dem Kolibri zusammen verdeckt agiert." 

 

"Verstehe", murmelte Sokka. Damit war das Verhör beendet und der Krieger forderte Zuko auf, ihn zu folgen, um etwas zu besprechen. Er wies ihn in die Fähigkeiten der drei bekannten Anführer ein und erklärte ihm alles, was er wissen musste, um für den kommenden Kampf gewappnet zu sein. Währenddessen kümmerten sich Katara und Toph um den Gefangenen und brachten ihn zur ortsansässigen Polizeiwache, um ihn dort den Beamten zu übergeben. Sie berichteten ihnen ebenfalls von dem Komplott gegen den Erdkönig und forderten die Polizisten auf, die Sicherheit des Palastes zu verstärken.

 

 

Am nächsten Tag machten sich die vier Freunde schon in der Frühe bereit, um Aang aus den Fängen des Goldenen Efeus zu befreien. Sie hatten genügend Informationen gesammelt und waren definitiv bestens vorbereitet. Die Unterstützung der Armee von Ba Sing Se war ebenfalls ein großer Vorteil. 

 

Die Festlichkeiten zum Geburtstag des Erdkönigs waren bereits im vollen Gange, als das Team Avatar undercover den großen Saales im Palast der Stadt betrat. Zuko und Toph sollten den Erdkönig aus nächster Nähe bewachen und hatten die ganze Zeit über ein Auge - oder einen Fuß - in Richtung des Herrschers der Erdnation. Sokka und Katara beobachteten derweil die Gäste und nahmen diese genau unter die Lupe. Sie arbeiteten mit dem Geheimdienst zusammen und sollten schon bei der geringsten Bedrohung Alarm schlagen.

 

So zog sich der Tag ereignislos hin und es begann langsam zu dämmern. Gelangweilt stocherte Toph in ihrem 5-Sterne-Steak herum, welches sie seit Stunden schon auf ihrem Teller lagerte. Sie wurde bereits sieben Mal von irgendwelchen Typen zum Tanzen aufgefordert, musste einem von ihnen sogar mit einem Schlag ins Gesicht klar machen, dass sie nicht zum Tanzen gekommen war. Zuko stand dabei nur belustigt daneben und musste sich zusammenreißen, um nicht auch von Toph ins dem Schwitzkasten genommen zu werden.

 

Die Schwarzhaarige tupfte sich gerade die Reste ihres nicht vorhandenen Bartes aus Essensresten von den Lippen, als sie plötzlich Bewegung durch ihre Füße wahrnahm. Sie staunte nicht schlecht, dass die Bande wohl versuchte eine Aktion in diesem noch völlig überfüllten Saal zu starten. Und anscheinend marschierten sie direkt durch den Haupteingang. Eins musste man ihnen lassen: Sie waren entweder ziemlich mutig oder einfach nur unglaublich dämlich.

 

Nachdem Toph Zuko informiert hatte, dass sie es wohl frontal versuchen würden, ging dieser bereits angespannt in Kampfposition. Der Eingang war zwar über und über mit Wachen besetzt, aber er hatte ein ungutes Gefühl und ging deshalb auf Nummer sicher. Das bewies sich sogleich als unglaublich hilfreich.

 

Man hörte bereits einen kleinen Tumult und die Gäste suchten verschreckt nach weiteren Ausgängen und rannten an den Rand des Raumes. Die Schneise, die sich dadurch bildete, war eine willkommene Geste, da Zuko dadurch einen guten Blick auf die Türen bekam. Diese wurden in genau diesem Moment aufgestoßen.

 

Schreiend duckten sich die Gäste und versteckten sich unter Tischen oder hinter den Vorhängen. Dann betrat schließlich der Verursacher dieser Panik die Bühne: Der Falke stolzierte gemeinsam mit dem Delfin in den Saal und schien sich nicht im geringsten über irgendetwas Sorgen zu machen. Sämtliche Wachen, die auf die beiden zu stürmten wurden entweder von den anderen Mitgliedern des Efeus auf Distanz gehalten oder - im Falle sie konnten durch die Mauern an Soldaten dringen - vom Delfin selbst unschädlich gemacht.

 

Zuko bedeutete Katara, die Blickkontakt mit ihm aufnehmen konnte, dass sie sich mit Sokka von hinten anschleichen sollte. Diese gehorchte sofort und unterstützte die Polizisten mit ihren Wasserbändigerkräften und zerstörte so die hinteren Reihen an Schutz für die beiden Maskierten. Doch auch das schien sie nicht zu interessieren und sie kamen vor dem Thron, auf dem der Erdkönig sich selbstbewusst emporhob, zum Stehen.  

 

"Nettes Begrüßungskommittee, alter Mann", bemerkte der Falke lachend. Während hinter ihm immer mehr seiner Männer gefangen genommen wurden, stand er seelenruhig dort. "Um ehrlich zu sein, ist es immer noch erstaunlich, dich hier anzutreffen, Kuei. Gar nicht am Zittern?" Der Junge mit der Vogelmaske verhöhnte den Erdkönig, der sich diese Anmerkung nicht gefallen lassen wollte. "Wachen, nehmt diese Unruhestifter gefangen und schickt sie dorthin, wo sie hingehören: In den Kerker!" rief der Herrscher bestimmt, doch man hörte seine Angst deutlich heraus.

 

Als sich die Soldaten der Erdnation im Kreis aufbauten und die zwei Jungen bedrängten, bemerkte Toph die Anwesenheit einer weiteren Person: Der Kolibri. Sie kam zum Erstaunen aller hinter dem Thron hervor und jagte damit nicht nur dem König Angst ein. Auch Katara atmete scharf ein. Das Mädchen mit der Vogelmaske hielt Aang vor ihrem Körper und bedrohte ihm mit ihrem Fächer, den sie ihn an die Kehle drückte. Er war gefesselt und zappelte nervös vor ihr herum. 

 

Ihre Maske, die Zuko noch Tage zuvor angebrannt hatte, ließ ihr Grinsen zum Vorschein kommen, welches nicht hätte größer sein können. "Gibst du freiwillig die Krone ab oder muss ich dich erst zwingen?" rief der Falke und trat einen Schritt nach vorn. Die Wachen schlugen sogleich Alarm und einer von ihnen startete den ersten Angriff. Schnell wurde er jedoch kampfunfähig gemacht, indem der Delfin ihn mit einer Wasserpeitsche quer übers Gesicht schlug und ihn anschließend mit Wasser in einen Würgegriff nahm. Das schreckte die anderen Soldaten ab und sie nahmen wieder etwas mehr Abstand.

 

Zuko musste handeln. Die Gefahr, die von den Maskierten ausging, wurde immer größer und allein, dass sie Untergebenen des Erdkönigs bereits anfingen, Zweifel zu bekommen, war nicht optimal. Deshalb schoss er einen Strahl Feuer direkt auf den Falken, der dadurch wieder ein paar Schritte zurückweichen musste. Sichtlich genervt blickte er zum Feuerlord und schnalzte mit seiner Zunge.

 

"Du schon wieder."

 

Der Junge mit der Narbe im Gesicht war sich bewusst, in welch brenzlige Lage er sich da gerade gebracht hatte, aber er hoffte auf die Unterstützung seiner Freunde. Und diese ließen ihn sicherlich nicht im Stich.

 

Katara kam von hinten durch die Truppen hindurch gesurft und haute den Delfin, der damit nicht gerechnet hatte, von seinen Füßen. "Was zum!?" brüllte er, als er sich wieder aufrichten wollte, spürte jedoch einen scharfen Gegenstand in seinem Rücken. Sokka war Katara zu Fuß gefolgt und bohrte dem protzigen Wasserbändiger sein Schwert ins Fleisch, um ihn bewegungsunfähig zu machen. 

 

Derweil attackierte Toph beide Vögel auf einmal. Der Falke hatte zwar keinerlich Probleme den fliegenden Steinen auszuweichen, allerdings machte der Avatar es dem Kolibri dafür umso schwerer und er wurde schließlich von einem Brocken getroffen. Anders als erhofft, fiel sie jedoch nicht um und hielt Aang weiterhin fest in ihrem Griff. Tophs Angriff hatte zudem auch den Thron getroffen und den Erdkönig über dessen Lehne befördert, wo er an der Seite bei den Treppenstufen wimmernd kauerte.

 

"Na schön! Ich geb auf! Bitte lasst mich einfach in Ruhe!" 

 

Voller Schock starrte Katara den weinenden Herrscher der Erdnation über ihre Schulter hinweg an. Was hatte er da gerade gesagt? 

 

"Das klingt doch schon mal sehr schön", lachte der Falke auf. Er achtete gar nicht auf seinen Freund, der neben ihn gegen den Boden gepinnt wurde, und richtete seinen Blick provozierend zu Katara, die ihn böse anfunkelte. "Lauter, damit es auch der letzte Idiot versteht!"

 

"NIcht!" konnte Aang herausbringen, ehe seine Luftröhre erneut fast abgeklemmt wurde. Doch das half nichts. Der Erdkönig hatte seine Entscheidung bereits getroffen und hockte - seine Hände über dem Kopf gefaltet - neben dem Thron. "Hiermit übergebe ich, Kuei, der 52. Erdkönig, die Krone an den Anführer der Gruppierung des Goldenen Efeus. Nimm sie!"

 

Kuei nahm seine Krone ab und warf sie dem Falken vor die Füße. Sie kullerte an Katara vorbei, die ihr nur fassungslos hinterher starrte. Damit hatte er offiziell sein Amt niedergelegt und sein Land den Hunden zum Fraß vorgeworfen.