Aus der Sicht von Fuyumi:

 

 

 

Hallo! Mein Name ist Fuyumi, Fuyumi Saitoh. Ich wurde, zusammen mit meiner besten Freundin Shizuka Omura, an einer besonderen Schule angemeldet. Diese Schule nennt sich Alice Academy und ist eine Schule für Personen mit besonderen Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten nennt man auch Alice. 

 

Wie es der Zufall nun also will, standen Shizuka und ich gerade vor dem riesigen Eingang des Schulgeländes, von welchem man das gigantische Hauptgebäude der Alice Academy sehen konnte. Das Tor, vor dem wir gerade hielten, war schon geöffnet und viele Schüler strömten durch jenes in die Richtung des besagten Gebäudes.


"Die Eröffnungszeremonie für die neuen Schüler beginnt erst in zwei Stunden. Wollen wir uns so lange das Gelände anschauen gehen?" fragte mich schließlich meine beste Freundin und weckte mich somit aus meinem Tagtraum.

Doch noch bevor ich ihr antworten konnte, hörten wir Lärm. Eine Person rief mit lauter Stimme: "Natsume! Bleib stehen!" Sie wurde allerdings immer leiser.

Auf einmal hörten wir das Geräusch, das Schuhe hinterließen, wenn sie auf dem Boden aufkamen. Wir drehten uns in die Richtung, aus der das Geräusch ertönte, und sahen schließlich auf der Mauer des Tores einen Jungen stehen, der schnaufte, als wäre er gerade einen Marathon gelaufen. Seltsam war, dass er eine schwarze Katzenmaske trug.

"Ist heute Fasching oder so? Hätten wir uns auch verkleiden sollen?" murmelte Shizuka leise. Ich zuckte nur mit den Schultern, da ich auch nicht wirklich wusste, was hier vor sich ging. 

Der Junge aber schien uns nicht zu bemerken. Er blickte nach vorne, Richtung Stadt, anstatt nach unten zu uns. Er stand einfach nur für einige Sekunden da und schaute in die Ferne.

 
Plötzlich, ohne Vorwarnung, sprang er von der Mauer, direkt in unsere Richtung. Noch besser gesagt, genau in meine Richtung. Doch bevor er überhaupt reagieren konnte, landete er unsanft auf mir. Der Schock stand uns beiden tief im Gesicht geschrieben, glaubte ich zumindest, denn er trug ja seine Maske. Doch so wirklich bewegen wollte sich keiner. Er starrte mich einfach nur an. 

Es vergangen ein paar Sekunden, in denen keiner von uns sich regte, ehe er ruckartig aufsprang, sich angespannt umsah, um schließlich wegzurennen. Doch er war zu langsam.

 

Ein Mann mit blonden schulterlangen Haaren und graublauen Augen stand wie aus dem Nichts hinter ihm und zog an seinen Armen. Der Junge wehrte sich sichtlich, hatte aber keine Chance. Der Mann, der ungefähr Anfang 30 war, beugte sich allmählich zu ihm herunter und flüsterte etwas in das Ohr des noch immer zappelnden Jungen.

Daraufhin sackte letzterer, dessen Namen anscheinend Natsume war, ohnmächtig zusammen. Wie ein Kartoffelsack wäre mir beinahe aus dem Mund entwischt, doch ich konnte mich im letzten Augenblick noch zusammenreißen.

 

 

Shizuka lugte vorsichtig hinüber zum Blondschopf. Dann zu mir, doch ich konnte ihren Blick nicht erwidern, da ich mit weit aufgerissenen Augen denselben Typen anstarrte.
"Keine Sorge ihr zwei, ihm geht es gut. Er schläft nur", hörte man eine zarte Stimme sprechen. Diese gehörte dem blonden Mann. "Ihr seid neue Schüler dieser Schule, hab ich Recht?" fragte er und musterte uns von Kopf zu Fuß. Wir konnten nicht anders, als nur zu nicken. "Na gut, dann kommt mal mit", rief er freudig. Als er dies sagte, hievte er den Jungen hoch und schmiss ihn entspannt über seine Schulter. Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging in Richtung des Schulgebäudes. Shizuka und ich sahen uns beide an, nicken uns kurz zu und folgten nach einigen Zweifeln dann doch den mysteriösen Mann.

Ich nahm meinen Mut zusammen und versuchte ihn in ein Gespräch zu verwickeln. "Wie heißen Sie eigentlich?" Shizuka nickte nur zustimmend. "Mein Name ist Narumi, ich bin Lehrer an der Schule", meinte er trocken und öffnete derweil die große Tür zum Schulgebäude.

 

Der erste Eindruck war göttlich. Wir mussten aufpassen, dass uns nicht die Spucke vom Kinn runterlief, so überwältigt waren wir. Die Gänge waren überdurchschnittlich breit und es liefen unglaublich viele Leute herum. Von außen wirkte alles schon riesig, aber innen drin war es noch viel gigantischer!

 

Narumi führte uns den Gang entlang, bis uns schließlich eine Person, die einen weißen Kittel trug, entgegenkam. "Narumi, Sie haben ihn erwischt! Gott sei dank." Der Mann atmete tief durch und nahm den Jungen vorsichtig von der Schulter des Lehrers. Anscheinend waren sie Kollegen. Anschließend verabschiedete er sich kurz und hastete eilig in ein Zimmer am Ende des Ganges.

"Gut, dann hätten wir das erledigt", flüsterte Narumi, "Nun zu euch! Kommt mal mit, ich gebe euch gleich eure Uniformen für die Schule. Danach könnt ihr auch schon in den Hörsaal gehen, wenn ihr wollt." Obwohl er uns anlächelte, war die Stimmung trotzdem noch nicht unbedingt fröhlich.
"Aber Sensei, es beginnt doch erst in knapp zwei Stunden", widersprach Shizuka und sah mich fragend an. Ich erwiderte ihren Blick, um kurz darauf unseren zukünftigen Lehrer mit verwirrten Augen zu löchern. "Ja genau. Schauen Sie hier! Auf dem Zettel, der uns zugeschickt wurde, steht, dass es erst um zwölf Uhr anfängt", sagte ich und reichte ihm das Blatt. Er beäugte misstrauisch das Blatt. Ungläubig musste er zugeben, dass die Uhrzeit falsch angegeben wurde. "Tut mir leid ihr zwei, das muss ein Druckfehler sein. Es beginnt eigentlich um zehn."

"Dann war das also ganz gut, dass wir so früh hier her gekommen sind. Ansonsten wären wir hundertprozentig zu spät", kicherte ich. Shizuka stieg in mein Lachen mit ein. Sensei Narumi schmunzelte ebenfalls. Wenig später kamen wir im Lager an, in dem wir die Uniformen erhalten sollten. Dort waren jedoch gerade andere Schüler. Diese bekamen die Kleidungsstücke von einer anderen Lehrerin, dessen Haare blond waren, überreicht. Zumindest glaubte ich, dass sie auch eine Lehrerin war.

 

Wir gesellten uns dazu und suchten unsere Größe aus dem unbarmherzig riesigen Stapel an Uniformen heraus. Schnell verschwanden wir in den kleinen Umkleidekabinen, die im Lager vorhanden waren. Wir wollten nämlich nicht von ungebetenen Gästen beobachtet werden. Nach wenigen Minuten traten wir in unseren neuen Gewändern aus den Kabinen. Als das nun auch geschafft war, gingen alle Schüler gemeinsam den beiden Lehrern hinterher. Sie führten uns in einen riesengroßen Saal-ähnlichen Raum. Wir setzten uns auf die vorgesehenen Stühle in der Mitte des Raumes. Nach einigen Minuten begann die Einführung. Auf der Tribüne versammelten sich verschiedenste Menschen. Sämtliches Personal der Schule stellte sich vor, sowie der Schülersprecher und der Direktor.

 

Anschließend wurden wir von irgendwelchen Leuten ausgefragt. Die Interviewer löcherten uns mehrere Minuten lang. Wir mussten erzählen, wie wir hießen, wie alt, groß und schwer wir waren, welches Alice wir besitzen und noch einige andere Fakten. Natürlich geschah das einzeln, sodass ich Shizuka dabei nicht zu Gesicht bekam. Es war ein komisches Gefühl, von ihr getrennt zu sein, wenn auch nur für kurze Zeit. Kurz darauf teilten uns die Lehrer mit, in welche Klasse wir eingeteilt wurden und welchen Sternenrang wir bekamen.

 

Shizuka und ich waren glücklicherweise zusammen in der Klasse 1B, haben aber leider nicht den selben Sternenrang. Sie trägt 2 Sterne an ihrer Uniform und ich nur einen, der allerdings von einem Kreis umrundet war. Er sah anders aus, als die Sterne meiner Mitschüler.

Zum Schluss wurden in unsere Zimmer eingewiesen, wo wir ab sofort lebten. Leider sind Shizuka und ich nicht im selben Schlafhaus eingeteilt, weil diese komischerweise nach den Sternenrängen eingeteilt werden.

 

In meinem Zimmer versuchte ich den heutigen Tag zu verarbeiten. Viele Fragen flogen in meinem Kopf herum.

Was war das für eine Junge mit dieser komischen Maske? Warum trägt er die Maske?

Warum hat er versucht wegzulaufen? Warum habe ich diesen seltsamen Sternenrang?

Und werden Shizuka und ich uns hier gut einleben?