Aus der Sicht des Erzählers:

 

 

 

"Mach dich bereit, Angsthase", hörte man den brünetten Jungen angriffslustig rufen.

Kurz darauf rannte dieser auch sofort auf seinen Gegner zu und versuchte ihn mit mehreren Fußtritten in der Bauchgegend zu treffen. Doch der andere Junge wich jeden einzelnen Tritt gekonnt aus und beobachtete dabei die Bewegungen seines Gegners.

Kanata ließ sich allerdings nicht beirren; er versucht erst mit seiner rechten, dann mit der linken Faust ins Gesicht seines Gegenübers zu schlagen, doch nichts von beidem traf auch nur annähernd sein Ziel. Unterdessen beobachtete Ryuzaki ihn immer noch seelenruhig bei seinem Versuch ihm Schaden zuzufügen. Nach einigen weiteren Schlägen seitens Kanata griff Ryuzaki ruckartig nach seinem Arm und drückte diesen blitzschnell auf den Boden.

 

Kanata, der nun am Boden lag, versuchte sich aus dem Griff des Schwarzhaarigen zu befreien, schaffte es aber nicht und zappelte zusehends mehr wie ein Fisch am trockenen Ufer. 

Er versuchte sich krampfhaft aus dessen Griff zu lösen und schlug und trat wie wild nach diesem, doch nichts traf den eisernen Gegner. Langsam aber sicher verzweifelte er, überlegte, was er tun könnte, doch ihm wollte nichts einfallen. Er hörte das Lachen von den Zuschauern. Sie kicherten, weil sie sich über ihn lustig machten.

Es begann in Kanata zu brodeln; er hasste es ausgelacht zu werden. Deswegen sammelte er seine ganz Kraft und konnte so blitzartig Ryuzaki ins Gesicht schlagen, sodass dieser von ihm ablassen musste.

Ryuzaki stolperte einige Schritte nach hinten und hielt sich sehnlichst erstaunt seine blutende Lippe. 

"Was schaust du so, mich darf man halt nicht unterschätzen. Ich sag dir, ich komme noch groß raus!" grinste der Brünette triumphierend. "Das Lachen wird dir noch vergehen, Neuling", zischte der leicht angeschlagene Junge und wischte sich unbeeindruckt über den Mund, bevor er auf seinen Gegenüber zu rannte und diesen mit vielen gekonnten Schlägen aus den Konzept bringen wollte.

 

Nach wenigen Minuten des Schlagaustausches lag Kanata schwer atmend am Boden, hustete vor sich hin und hielt sich seine rechte Seite. Er war schon ziemlich erschöpft und wollte nicht recht verstehen, weshalb sein Gegner so lange aushielt. "Was mache ich bloß, der macht mich noch fertig. Da bleibt mir wohl keine andere Wahl, verzeih mir Chi", dachte er sich und stand schwankend auf. Dabei griff er nach einen Stein, der die Größe eines Ping-Pong-Balles hatte. Er bemühte sich lässig auszusehen trotzdem ihm seine Schmerzen ordentlich zu schaffen machten. Schließlich warf er den Stein ohne viel Nachdruck in Richtung eines Zuschauers. Ein Raunen ging durch die Menge, als der Stein sich dem Schüler rasch näherte. Die betroffene Person schloss ängstlich seine Augen; er konnte nicht so schnell ausweichen. Er wartete auf die kommenden Schmerzen, doch überraschenderweise blieben diese aus.

Der Stein stoppte unmittelbar vor seinem Augen, änderte ganz plötzlich seine Flugrichtung und schoss mit einer unglaublichen Geschwindigkeit direkt auf Ryuzaki zu. Dieser versuchte noch den Stein im letzten Moment auszuweichen, doch der flog zielgerichtet auf den wehrlosen Jungen zu und traf ihn schließlich am Hinterkopf. Ryuzaki wurde von der Wucht des Aufpralls von seinen Füßen gerissen und lag nun regungslos auf dem staubigen Untergrund. Kurz blieb er an Ort und Stelle, ehe er sich dann doch entschloss, sich wieder auf seine Beine zu stellen. Er suchte still den Blickkontakt zu Kanata und starrte ihn finster an.

 

Ryuzaki versuchte zu begreifen, was gerade passiert war oder besser gesagt, wie der Stein seine Richtung ändern konnte und ihn anstatt des Jungen im Publikum traf. Allerdings ließ ihm Kanata nicht sonderlich viel Zeit zum Überlegen, denn er begann, mehrere Steine aufzuheben und in seine Richtung zu schnipsen. Sie hätten eigentlich unmittelbar nach dem Verlassen seiner Hand auf den Boden fallen müssen, doch kamen wieder rasant auf Ryuzaki zu geflogen. Zweifelnd versuchte er die Fluggeschosse mit seinem Armen abzuwehren, doch Kanata warf immer mehr dieser grauen Objekte und genoss den Anblick des überaus verwirrten Schwarzhaarigen. Allerdings begann er sich schnell zu langweilen. Doch die nächste Idee war nicht weit entfernt. Kanata stolzierte entspannt auf die Menge zu und nahm sich die Bücher der Schülerschaft, die ihn verängstigt passieren ließ. Sie verfolgten die Routen der Bücher, die er spektakulär in die Luft warf, aber so schnell auf Ryuzakis Gesicht zusteuerten, als wären sie Bomben gewesen.

Ryuzaki verstand nach wie vor nicht, wie sein Gegenüber das machte. Er war zusätzlich damit beschäftigt, ein Buch nach dem anderen zu fangen und diese schnellstmöglich auf den Boden zu schmeißen. 

 

Doch schon bald machte es "Klick" in seinem Kopf und er grummelte wütend vor sich hin. "Ist das wirklich sein Ernst?! Das kann doch nicht wahr sein, aber gut, wenn er sich mit dem Stier anlegt, bekommt er seine Hörner zu spüren." Er griff schnell in seine Bauchtasche, während er die Geschosse mit Bravur auswich. Ryuzaki zog einen kleinen metallischen Gegenstand hervor, welcher von einem Aufschrei, der aus dem Publikum kam, begleitet wurde.

"Was ist denn jetzt mit dir los, willst du aufgeben oder wie? Das Ding, was immer es auch ist, wird dir auch nichts nützen", schnaufte sein Kontrahent abschätzig und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Daraufhin lächelte Ryuzaki nur entspannt und murmelte: "Du hast es nicht anders gewollt, Schwachkopf!" Er nahm das Objekt in seine rechte Hand, hob den Arm, setzte seinen linken Fuß einen Schritt nach hinten und öffnete den Gegenstand. Zum Vorschein kam ein kleiner Fächer. "Was willst du denn mit dem mickrigen Ding? Hast du so viel Schiss, dass du dir den Angstschweiß wegfächeln willst?" fragte Kanata seinen Gegner lachend.

 

Doch der Fächerträger ging nicht darauf ein, sondern startete stattdessen seinen Angriff, indem er elegant den Arm in Richtung Boden schwingen ließ. Kaum war sein Arm ausgestreckt, zischte eine starke Windböe in die Richtung seines brünetten Gegners. Dieser hatte damit nicht gerechnet und konnte nur seine Arme vor seinen Körper halten, woraufhin sie mit scharfen Windschnitten verseht wurden. Er stürzte schwer auf den steinigen Boden und krümmte sich erneut vor Schmerzen, während er sich über seine Arme rieb. Er versuchte seinen Schmerz zu ignorieren und hockte sich mühsam hin. Dabei griff in seine rechte Hosentasche und zückte ein kleines Messer. Er blickte zornig seinen Rivalen in die Augen, wieder zurück zum Messer und noch einmal zu Ryuzaki. Ein weiterer Aufschrei kam aus der Menge, doch die Stimme konnte Kanata eindeutig seiner Schwester zuordnen: "Kanata, nicht, hör auf!" Genau in diesem Moment erschien ein Ring aus Feuer um ihn herum, woraufhin er das Messer vor Schreck fallen ließ. 

 

Er merkte nicht, dass sich eine Person zu ihm hinunter beugte und gleichzeitig von der Menschenmenge bejubelt wurde. Erst dann, als dieser ein paar Worte von sich gab: "Es wäre besser, wenn du das lässt. Du hast keine Chance und einen weiteren Hinterhalt werde ich stoppen." Der dunkelhaarige Junge drehte sich um und ging auf den keuchenden Jungen, der sich auf sein Hinterteil fallen ließ, zu. Er legte seine Hand auf dessen Schulter und flüsterte ihm etwas zu. Dieser nickte und richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck auf. Er war der Sieger des Duells.

Der mysteriöse Junge schaute noch einmal auf den am Boden liegenden Verlierer und lief schließlich gefolgt von Ryuzaki in Richtung Schule. Der geschockte Kanata wurde allein auf dem Kampfplatz zurückgelassen.

Die restlichen Zuschauer taten es dem Feuerjungen und Ryuzaki gleich und kehrten murmelnd zur Schule zurück. Nur ein einziges Mädchen stand wie erstarrt an ihrem Platz, wo sie die ganze Zeit über den Kampf beobachtete. Schließlich fing sie sich wieder und eilte hastig zum verletzten Jungen. Sie half Kanata auf, welcher schmerzvolle Laute von sich gab, und begleitete ihn zur Krankenstation. Dabei flüsterte Sachiko zu ihrem Bruder: "Bitte mach so etwas nie wieder."